Die erste Frage ist: was ist jetzt das Wichtigste in meinem Leben?
Die Antwort auf diese Frage verändert sich natürlich im Laufe des Lebens. Die Prioritäten sind je nach Lebensphase verschieden. Als Student, als junge Mutter, als Senior, etc. liegt der Fokus an anderer Stelle.
Wieso ist es sinnvoll sich immer wieder zu fragen, was ist jetzt wichtig für mich persönlich? Was erfüllt mich, was tut mir gut, was mache ich liebend gerne, wo und wie kann ich meine Batterien aufladen, wofür „brenne“ ich? Wenn mir bewusst ist, was mir wichtig ist, dann habe ich eine Richtung, einen Kompass, der mich darauf hinweist, wofür ich mir mehr Zeit einplanen und Energie aufwenden möchte.
Wer im Alltag lange Zeit voll engagiert ist, mit vielen Verpflichtungen, Aufgaben, Engagements, entwickelt mit der Zeit ein ungutes, inneres Gefühl der Unbefriedigung, Frustration bis zur Erschöpfung. Irgendwann ist es fast nicht mehr möglich zu überlegen und wahrzunehmen, was ist wichtig, was tut gut! Wer nur seinen vielen Aufgaben im Alltag nachkommt, hat irgendwann das Gefühl dem Leben hinterher zu rennen, nur zu funktionieren. Das Leben findet statt – die Wochen und Monate, ja Jahre vergehen – und es wird nicht gelebt!
Es geht um Bewusstsein, Achtsamkeit, wahrnehmen, was gerade ist. Es geht darum Momente der Selbstreflektion in den Alltag einzubauen, um zu spüren, was fehlt, was wichtig ist!
Wie soll ich auch das noch schaffen, wenn ich schon nicht dazu komme Zeit für mich zu haben! Dies ist ein häufig gehörter Einwand!
Nun kommt die zweite wichtige Frage: Wie geht „Zeit haben“ oder wie gehe ich mit meiner Zeit um?
Der technologische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten hat dem Menschen viel Zeitsparen ermöglicht, z.B. Waschmaschinen, allerlei Küchenmaschinen, Computer, Fertiggerichte, etc. – Diese Zeitersparnis scheint für die meisten nicht dazu geführt zu haben, dass sie mehr Zeit für ein entspanntes, angenehmes und zufriedenes Leben haben. Im Gegenteil viele sind gehetzt, unter Druck, weil so vieles noch schnell erledigt werden muss. Stresserkrankungen und Burnouts nehmen zu. Was passiert mit der „gewonnenen“ Zeit? Es wird noch mehr gearbeitet und geleistet, die Freizeit wird verplant mit, was man alles gesehen und erlebt haben muss. Es scheint, als ob vermieden werden muss, dass einmal nichts geplant ist, dass irgendwann eine „leere“ Zeit ist. Was bedeutet das: Angst vor der „Leere“, Flucht vor sich selber, Ablenkung von aussen um jeden Preis?
Ein im Grunde genommen merkwürdiger Aspekt ist, dass „keine Zeit haben“ für einige Menschen positiv bewertet wird? Alle, die eine volle Agenda haben sind doch vielgefragte, wichtige Personen! Eine gute Führungskraft, die erfolgreich ist, hat doch keine Zeit!
Lohnt es sich denn, immer mehr zu arbeiten, mehr Materielles anzuschaffen, an jedem Event teilzunehmen? Der Preis ist hoch, wenn weniger Zeit da ist für sich selbst und für seine Liebsten!
Tatsache ist, dass wir bei unserer Geburt alle eine Lebenspanne mit Zeit bekommen haben. Logischerweise wird diese Zeit immer weniger, je älter wir werden und zum Glück wissen wir nicht, wann das Ende ist.
An genau dieses Ende zu denken macht Sinn, nicht um zu bedauern oder traurig zu sein, nein im Gegenteil, um bewusster mit unserer Zeit umzugehen. Herausfinden, was wichtig ist und, was uns gut tut. Zeit ist wertvoll! Momente des Innehaltens, die Aufmerksamkeit nach Innen richten, sich wie von aussen sehen, Gefühle und Gedanken bewusst wahrnehmen, all dies kann die Lebensqualität wesentlich verbessern.
Das absolut Traurigste und Tragische ist, am Ende des Lebens festzustellen, dass es für manches zu spät ist und vieles verpasst wurde!
Nochmals die zwei wichtigsten Fragen: wie möchte ich meine restliche Lebenszeit verbringen und, was ist mir wirklich wichtig!