Einsamkeit? Allein sein?

a view of a mountain range at sunset

Einsam sein weckt unangenehme Gefühle; niemand fühlt sich gerne einsam und verlassen. Und allein sein? Viele Stressgeplagte – Manager, Hausfrauen, Mütter, Lehrer, Ärzte, etc. wünschen sich Rückzugsmöglichkeiten, Momente des Alleinseins, wo man/frau ungestört für sich sein kann – Zeit mit sich selber zu verbringen. Die Sehnsucht ist da, aber es ist so schwierig die Prioritäten zu hinterfragen und dann anders zu setzen! Warum tun so viele Menschen alles, um jeden Augenblick beschäftigt oder abgelenkt zu sein.
Warum fällt es vielen so schwer sich solche Ruheinseln zu beschaffen, sich mal zurückzuziehen und allein zu sein. Viele sind im Beruf sehr eingespannt und  gehen dann z.B. abends ins Fitnesscenter und sitzen dann vor dem Fernseher, um sich berieseln zu lassen.  Handy, Computer und Fernseher abzuschalten scheint unglaublich schwierig. Andere füllen ihre Freizeit mit möglichst vielen Aktivitäten und verlieren sich gerne im Strom der Gesellschaft an Partys, wichtigen Events, usw.

Einfach mal bequem daliegen, den Atem wahrnehmen, ohne Buch oder Musik, schwierig! Eigene Gedanken, Gefühle zu verdrängen, sich mit allem Möglichen ablenken wird gesucht, um tiefliegende Ängste, Verborgenes, Sehnsüchte, Schuldgefühle „schön“ unten zu lassen. Wenn solches an die Oberfläche kommt, könnte ein Chaos entstehen und die Kontrolle könnte wahrscheinlich nicht gewährleistet werden und genau davor fürchten sich viele. Etwas, das Angst macht zu vermeiden oder zu verdrängen, erhält die Angst. Ehrlich mit sich selber ungute Situationen innerlich „anzusehen“, eigene Träume und Wünsche wahrzunehmen scheint unangenehm zu sein.
Nur wer gerne und bewusst allein ist, kann sich selber spüren, wahrnehmen, was gerade ist, eine Innenschau betreiben und z.B. Wünsche, Visionen, Ideen und neue Perspektiven für sich ordnen und auch eventuell neue Einsichten gewinnen.

Das oft unbewusste  Bedürfnis nach Ruheinseln verschwindet nicht wirklich, wenn wir es verdrängen. Es kann dann sein, dass der Körper reagiert mit Schlafproblemen, Nervosität, Unzufriedenheit und sonstigen Beschwerden. Mit sich selber Zeit zu verbringen, Gedanken zu ordnen, zu sich zu finden oder auch nur die Seele baumeln zu lassen ist für Körper Geist und Seele sehr erholsam und heilsam. In unserer hektischen Zeit ist es umso wichtiger, sich ganz bewusst solche inaktive, ruhige Zeitinseln zu organisieren. Manchmal braucht es auch Mut zum Alleinsein-Wollen, aber es lohnt sich. Es ist ein wenig wie sich selber besser kennen lernen. Jeder ist sich selber letztlich am nächsten!

Jemand, der ungewollt, unfreiwillig allein ist, kann sich einsam fühlen. Vielleicht, weil der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin gestorben ist, oder man hat eine Scheidung hinter sich, die Kinder sind aus dem Haus und wohnen nicht in der selben Stadt, usw.  Sich einsam fühlen ist ein Gefühl. Dieses Gefühl kann sehr schwierig sein, weil man grosse Mühe hat es anzunehmen, aber jedes Gefühl verändert sich. Je nach Haltung oder Einstellung, bleibt es ganz schlimm oder man lernt es anzunehmen und als Teil seines Lebens zu sehen.
Wer sich einsam fühlt kann für sich entscheiden darin zu bleiben oder sich – eventuell mit Unterstützung – zu überlegen, welche Wege und Möglichkeiten es gibt, wenigstens zeitweise, aus diesem Gefühl «auszusteigen».

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