Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort «Krise» hören oder lesen?
Vielleicht denken Sie an die Energiekrise, Wirtschaftskrise, Ehekrise, persönliche Krise, Lebenskrise?
Krise ist ein Wort, das negative, belastende Gefühle und Gedanken weckt. Es beschreibt eine Situation, die Schock, Trauer, Wut und Hilflosigkeit beschreibt. Es passiert etwas, was wir nicht erwartet haben und nicht wollen. Es sind unangenehme Gefühle gegen eine Situation.
In der Krise stecken hängt meistens mit einer Opferhaltung zusammen und etwas nicht wahrhaben wollen. «Das gibt es doch nicht…!» oder «das kann doch nicht wahr sein…!» sind häufige Aussagen.
Eine Krise ist oft eine Alibi-Position, um in der eigenen Komfortzone zu bleiben. Im Grunde ist es «nur» eine Situation, die in meiner Vorstellung, oft über längere Zeit, ungünstig und unangenehm ist.
In einer Krise orientieren wir uns nicht daran, was IST, sondern wir orientieren uns an unseren Erwartungen und Vorstellungen. Eine Realität ist wie sie eben ist und oft leider nicht so, wie wir sie gerne hätten!
Gerade bei zwischenmenschlichen Problemen stimmen unsere Erwartungen und Vorstellungen manchmal nicht überein mit der Realität. Menschen können eben anders «ticken» als wir und daraus können Unstimmigkeiten, Frust und Enttäuschungen entstehen, bis zur regelrechten Krise!
Ein anschauliches Beispiel: Jemand möchte einen Zug nehmen, um in der Stad XY an einem Vorstellungsgespräch teilzunehmen. Nun heisst es am Bahnhof, dass der Zug eine Stunde Verspätung hat! Dies bedeutet, dass die Person zu spät ans Vorstellungsgespräch kommt. Was nun? Es gibt verschiedene Verhaltensweisen. Nach dem Schreck, Wut, Enttäuschung könnte die Person in einer Opferhaltung («sowas passiert immer nur mir … ich habe halt immer Pech …jetzt wird es wieder nichts mit dem neuen Job …» usw.) stecken bleiben. Diese «Krise» ist eigentlich nichts anderes als eine sehr ungünstige Situation, die von aussen kommt, die nicht erwartet wurde und nicht beeinflussbar ist. Also sehr ungünstig, um das Ziel «ein neuer Job» zu erreichen.
Nun gibt es die Möglichkeit in solchen Situationen eine aktive Haltung einzunehmen und ins Handeln zu kommen. Es geht darum innezuhalten, sich zu sammeln und, mit einer gewissen Distanz zur problematischen Situation, sich zu fragen «was mache ich jetzt? Welche Möglichkeiten habe ich?». Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Im konkreten Beispiel wäre das: versuchen einen anderen Zug zu nehmen, am Zielort anzurufen, die Situation zu erklären und evtl. den Termin um eine Stunde zu verschieben, ein Taxi zu nehmen, sonst eine Mitfahrt zu organisieren, etc.
Es geht grundsätzlich darum, anzunehmen, was ist UND zu handeln.
Jeder Mensch durchläuft in seinem Leben verschiedene Krisen; das ist normal. Es läuft nicht immer so, wie wir es gerne hätten, uns wünschen oder träumen! Der Umgang damit und die eigene Psyche bestimmen, wie sehr einen diese Krisen belasten. Wenn eine Krise im Alltag konstant präsent ist, dominiert und damit die Lebensqualität einschränkt, ist der Moment gekommen Strategien oder «Werkzeuge» zu erlernen, um damit umgehen zu können und wieder ein gutes Leben zu haben.
Eine Lebenskrise ist ein Geschehnis, in dem sich unser Leben verändert. Ein paar Beispiele:
- Ein geliebter Mensch stirbt.
- Ihr/e Partner/in trennt sich von ihnen oder umgekehrt.
- Sie erfahren, dass sie an einer schweren Krankheit leiden.
- Sie haben einen Unfall, nach dem sie ihr Leben neu organisieren müssen.
- Sie verlieren ihren Arbeitsplatz.
- Sie haben ihre Ausbildung beendet und finden keine Arbeit.
- Sie müssen für ihren Job ihr vertrautes Umfeld verlassen.
- Ihre Arbeit erscheint für sie ohne Sinn.
- Sie werden am Arbeitsplatz gemobbt.
- Ihre Kinder, Eltern, Geschwister, etc. haben existentielle Probleme.
- Sie sitzen in der Schuldenfalle.
- Sie werden Opfer eines Verbrechens.
Wie gut jemand eine Lebenskrise meistert oder bereits, ob er in eine gerät, hängt stark von der eigenen Widerstandsfähigkeit ab, die wiederum mit der Stärke des Selbstkonzepts zusammenhängt. Menschen mit einer labilen Psyche werfen bereits Geschehnisse aus der Bahn, bei denen seelisch stabilere Menschen vielleicht nur mit den Schultern zucken.
Wer gelernt hat, achtsam zu sein, kann besser mit Krisen umgehen als Menschen, die alles um sich herum hinnehmen oder ignorieren. Wer Achtsamkeit entwickelt, der setzt den Fokus nicht allein auf das, was gerade nicht läuft, sondern sieht auch andere, auch schöne Dinge um sich herum. Vereinfacht gesagt: Wenn jemand seinen Job verloren hat, erfreut er sich trotzdem am Rascheln der Bäume im Wind und genießt die frische Luft auf der Haut bei einem Waldspaziergang. Er sieht die Dinge, die ihm niemand nehmen kann. Dadurch entsteht im besten Fall auch eine gewisse Distanz, die hilfreich ist, um weiter zu planen, zu handeln.
Krisen können auch dazu führen, dass wir die wesentlichen Dinge besser zu schätzen lernen, z.B. «Ich habe meinen Job verloren, aber gelernt, dass ich gute Freunde habe … Ich war in Not und habe jetzt gemerkt, auf wen ich mich wirklich verlassen kann…».
Wer eine Lebenskrise durchgestanden hat, hat vielleicht gelernt sich besser anzunehmen als vorher und hat ein grösseres Selbstvertrauen entwickelt.
Wer eine Lebenskrise hinter sich hat, der stellt oft fest, dass er viel stärker ist als zuvor, selbst wenn Narben bleiben. Und vor allem begreifen wir, dass das Leben weitergeht und vielleicht sogar eine bessere Wendung genommen hat.
In einem Coaching-Setting ist es möglich Strategien gemeinsam individuell zu erarbeiten und dann zu lernen sie in den Alltag zu integrieren.
Wir haben immer Möglichkeiten mit schwierigen Situationen umzugehen, wir können lernen diese Wahlmöglichkeiten zu erkennen und umzusetzen.